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Ergebnisse des 8. DTKV-Kongresses: Künstler – Pädagogen: Künstlerpädagogen

Beim 8. DTKV-Kongress 2022 am 1. Oktober in Wuppertal sprachen Expert*innen, Musiker*innen und Musikpädagog*innen über die Perspektiven des Musikerberufes. Matthias Schröder, Professor für Musikmanagement an der Hochschule für Musik Detmold, referierte zum Thema und fasste einige Studienergebnisse zusammen:

Wie der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes von 2019 belegt, sind von den 61.000 Angehörigen der Berufsuntergruppe „Musikpädagogik“ rund 57% selbstständige Musikpädagog*innen und 43% abhängig Beschäftigte. Auch in der Berufsgruppe „Musik-, Gesang-, Dirigiertätigkeiten“ mit 71.000 Erwerbstätigen überwiegen selbstständig Tätige mit 59% gegenüber den Arbeitnehmer*innen (41%). Allerdings differenziert der Mikrozensus nicht dahingehend, dass viele Musiker*innen sowohl angestellt als auch selbständig tätig sind. Dies unterstreicht die Studie des Deutschen Musikrates vom Frühjahr 2021 „Eiszeit – das Musikleben vor und nach der Coronapandemie. Von 2.851 Personen gaben rund die Hälfte an, ausschließlich Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit zu erzielen, circa ein Drittel (exakt 28%) gaben an, teilweise angestellt und teilweise selbstständig tätig zu sein, also in einem hybriden Beschäftigungsmodell zu arbeiten und nur und rund 20% sagten, ausschließlich angestellt tätig zu sein.

Eine Auftragsstudie des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW mit dem Titel „Die berufliche und wirtschaftliche Lage der Künstler- und Kulturberufe in Nordrhein-Westfalen“ von Michael Söndermann aus dem Jahr 2022 unterstreicht die hohe Bedeutung sogenannter hybrider Einkommen: „Zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes sind die Menschen in Künstler- und Kultur-berufen in ihrer Mehrheit seit langem und regelmäßig in mehreren Berufen tätig. Wie in diesem Bericht erstmals mit Hilfe der Einkommensteuerstatistik belegt werden konnte, erzielten 54 Prozent aller in den künstlerischen Berufen Tätigen zusätzliche Einkommen aus sogenannter nichtselbständiger Tätigkeit.“ „Auf mehreren Beinen stehen“, nannte man vereinfachend dieses Phänomen in der Vergangenheit. Heute spricht man gerne von einem „Einkommensmix“ oder einem „Multiple stream income“, also einer Kombination einer freiberuflichen Tätigkeit und einer nichtselbständigen Tätigkeit.

Der Blick auf den künftigen Arbeitsmarkt, verunsichert junge Künstler*innen und Studierende, denn schon heute ist klar, dass alle öffentlich finanzierten Einrichtungen mit Sparmaßnahmen in Folge der stark belasteten Haushalte rechnen müssen. Hier könnte eine Flexibilisierung von Arbeitszeiten in Orchestern, Chören und Musikschulen die Krise überwinden helfen. Lange schon wünschen sich junge Orchestermusiker*innen und Musikpädagog*innen Arbeitsverträge, die es ermöglichen, eigene künstlerische Projekte neben dem Hauptjob zu verwirklichen.
Das Schlagwort von der Work-Life-Balance sollte von Arbeitgeber*innen und Verbänden nicht einfach beiseite gewischt werden. Immer wieder werden Bedenken geäußert, eine Flexibilisierung des Arbeits-marktes im Bereich von Orchestern, Bühnenensembles und Chören würde Stellen in die Freiberuflichkeit verlagern bzw. Stellenabbau bedeuten. Dabei geht es darum, durch Teilzeit mehr Künstler*innen eine angestellte Arbeitsperspektive zu bieten, die einen sicheren Einkommensmix ermöglicht.

Prof. Dr. Matthias Schröder

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Nordrhein-Westfalen